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Jahrgang 2014 – Risiko wurde belohnt

Viel wurde vom Jahrgang 2014 in den Österreichischen Weinlandschaften erzählt und geschrieben, Positives wenig: Alle berichteten von zu feuchten und zu warmen Monaten im Herbst.

Dies mag auch im weitesten Sinne zutreffen, aber während meiner Reise Anfang Mai hörte ich auch einiges Positives, ja gar einige Winzer kamen in Euphorie beim Vorstellen der Weine, die man sicherlich unter schwierigen, aber nicht hoffnungslosen Bedingungen geerntet hat.

 

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Dieser Jahrgang zeigt,  dass es eigentlich keine schlechten Jahrgänge mehr gibt. Erfahrene Winzer wie Bernhard Ott, Rudi Pichler oder auch Toni Bodenstein vom Weingut Prager, um nur einige zu nennen, nahmen diese Herausforderung zu Gänze an und  brachten Weine auf die Flasche, die mit zum Besten gehören, was ich in den letzten Monaten verkostet habe.

Gutes Lesemanagement und  Nerven aus Stahl brauchte es, um diesen nicht einfachen 2014er zu bändigen. Das geduldige Warten auf den idealen Erntezeitpunkt, sehr wohl wissend, dass dies nur mit großen Verlusten an Trauben möglich war, sowie eine akribische Traubenselektion war die Ansage.

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Auch Schloss Gobelsburg, das man nicht mehr zu den kleinen Betrieben zählen kann, wusste sehr gut mit diesem Jahrgang zu spielen.

Riesling tat sich mit dieser großen Herausforderung wesentlich leichter als Grüner Veltliner.

Was diese Rebe anbelangt, so gehören die Veltliner von Bernhard Ott auf die Sonnenseite dieses Jahrgangs. Dieser Winzer nahm die Herausfordungen der Natur  so wie vorgegeben an. Biodynamische Landwirtschaft sowie gut überlegte Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt, waren wichtige Mosaiksteine  für Frische und  Spannung.

Bereits im Januar entschied man sich in diesem Weingut alles was in den Lagen Spiegel, Stein und Rosenberg geerntet wurde zu deklassieren, um damit den Klassikern dieses Gutes, „Am Berg, Fass 4 und Der Ott“ eine Qualitätsstütze zu geben. Dass dies mit wirtschaftlichen Einbußen verbunden ist, braucht nicht weiter erwähnt zu werden. Qualität geht in diesem Weingut vor Gewinnmaximierung.

Was aufgefüllt wurde, kann sich sehen lassen. Alle drei Weine sind geprägt von leichter, ja fast tänzelnder Eleganz. Herausragend „Der Ott“ 2014. Für diesen Wein wurden Trauben, die von den alten Rebstöcken der drei Ersten Lagen selektioniert wurden, verwendet. Dies und eine schonende Hand im Keller verhalfen diesem Wein, der den Familiennamen auf der Flasche trägt, zu einer in diesem Segment noch nicht gezeigten Qualität. Moderate Alkoholgradationen verbunden mit einer frischen, ja fast salzigen Mineralität und eine sehr präzise Frucht verleihen diesem Wein Charme und Finesse. Dieser Grüne Veltliner wird uns Weinfreunden noch viele Jahre  Freude bereiten.

 

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Auch Schloss Gobelsburg zeigt spannende Grüne Veltliner. Vor allem im Basissegment ist es Michi Moosbrugger gelungen, diesen Jahrgang, der äußerst arbeitsaufwendig war, nicht anbrennen zu lassen. Auffallend sind seine Rieslinge. Mit einem saftigen, ja fast zupackenden Basiswein namens Urgestein, gelang es diesem Weingut die Landschaft, aber auch den Jahrgang gut auf die Flasche zu bringen.

Auch in der Wachau war 2014 eher ein Riesling- als ein Grüner Veltliner-Jahrgang. Wer es verstanden hat, die markant hohen Säurewerte abzupuffern, wer die Nerven hatte so lange zuzuwarten, bis die phenolische Reife der Trauben auf den lang ersehnten Werten war und wer keinen Aufwand in der Traubenselektion scheute, dem gelang es Weine auf die Flasche zu bringen, die mit zum Besten gehören, was in dieser wunderbaren Region in den letzten Jahre gezeigt wurde.

Leider gibt es auch viel Gegenteiliges. Weine vor allem im mittleren Qualitätsbereich zeigen die markanten Probleme des kühlen und nassen Jahres.

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Einige Winzer entschieden sich in das Säurekorsett einzugreifen sowie mit Aufzuckerung nachzuhelfen. Die so entstandenen Weine zeigen sich natürlich von einer ganz anderen Seite. Ich bereise diese Gegend schon Jahrzehnten. Auch für mich waren einige Proben wenig spannend, stumpf und unharmonisch, leider oft auch schwer verständlich und wenig erfreulich.

Damit lieber Weinfreund, bleibt es Ihnen überlassen, mit großer Vorsicht jene Weine auszusuchen, die einen Mehrwert für jeden Weinkeller bringen sollen. Diese Weine gibt es, man muss nur geduldig danach suchen. Tatsache ist, dass dieser 2014er uns mit einigen Gewächsen noch für viele Jahre große Freude bereiten wird. Er wird in die Geschichte eingehen als etwas ganz Besonderes, dies im Positiven, aber leider auch im Negativen.

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