Verkostungen

Eine einzigartige Vertikale!

Barolo Bric del Fiasc 1978 bis 2008 – Azienda Vitivinicola Paolo Scavino in Castiglione Falleto

 

Ich freute mich riesig und bin der Familie Scavino zutiefst dankbar, dass man mich zu dieser einzigartigen Vertikalverkostung in den wunderschönen Kellern des Weingutes eingeladen hat.

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Am 20 März war es soweit!

 

Nach den Grußworten des Seniorchefs, Signor Enrico Scavino, der kurz die Geschichte seines Betriebes vom schwierigem Anfang bis in die heutige Zeit erzählte, wurden wir zum Aperitif im Vorgarten des Gutes geladen.

Gegen 12.30 Uhr führte man uns an die wunderschön gedeckten Tische, die in den Kellern des Gutes vom Restaurant „La Ciau del Tornavento“ aus Treiso perfekt vorbereitet worden waren. Alles war wunderbar gedeckt, jeder fand auf seinem Platz sein Namensschild, neben jedem Gedeck standen 3 Burgundergläser aus dem Hause „Zalto“. Allein dies machte einen gediegenen Eindruck und gab dem Ganzen einen ganz besonderen Rahmen.

Wir wurden von hochdotierten Köchen aus der Gegend mit einem hochwertigen Menü verwöhnt. Eine Hommage an dieses einzigartige Gebiet der „Langa“ mit den weltbekannten Orten Barolo und Barbaresco als Weinzentren. Wie stolz und doch bescheiden sind die Menschen dieser Gegend!

Nun zu den Weinen!

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Serviert wurden mit dem ersten Flight der Barolo Bric del Fiasc 2008, jener aus 2004 und als letzter der Jahrgang 2001. 2008 wurde dann auch immer nachgeschenkt und war eigentlich der Wein zum ganzen Menü. Ein schöner Barolo, perfekt zum Menü passend, einladend und schön trinkfreudig. Danach kamen immer 2 Barolos aus dem vorigen Jahrhundert in die Gläser.

Es war eine kurvenreiche Probe.

Was könnte besser als diese Weine den klimatischen Verlauf einer so langen Periode zeigen, wer könnte besser die Entwicklung einer großen Winzerpersönlichkeit im Laufe der Jahre ins Glas bringen?

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Weine Stimmungen großer Winzerpersönlichkeiten über Jahre zeigen können.

Alle Flights waren spannend und vor allem fordernd. Aufgefallen sind mir aber ganz besonders die Barolos aus den Jahren 1997, 1996, 1989 und 1985. Um nicht zu lang zu werden, möchte ich mich auf diese vier Gewächse beschränken.

Im Jahr 1985 fing ich an bei Scavino zu kaufen. Ich erinnere mich noch genau an diese Probe vor 30 Jahren mit Enrico Scavino, auch seine Frau war damals zugegen. Heute, bei dieser feierlichen Probe, war die Signora nicht anwesend, eine Krankheit hat dies leider verhindert. Dieser Wein zog mich bereits vor 30 Jahren in seinen Bann. Nun, nach so vielen Jahren durfte ich diesen Wein wieder verkosten. Welche Freude!

Ein paar graue Haare zeigt dieser ältere Herr in den schönen Burgundergläsern von Zalto. Sonst finde ich ihn strahlend, charismatisch und getragen von einer graziösen Eleganz.

1989 strotzte nur so von einer an dunkle Beeren und an bittere Schokolade erinnernden Fruchtigkeit.

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Saftig im Gaumen, getragen von einer schönen Leichtigkeit fliegt dieser Wein mit einer schier nicht mehr enden wollenden Länge tief in den Gaumen, wo sich diese im Ansatz intensiven Fruchtnoten wunderbar wiederholen.

1996 zeigte einen Jahrgang, der zwar als gut, aber von vielen Winzern als sehr fordernd und komplex beschrieben wird. Die Nase verhalten, nur ganz in der Tiefe, fast schon im Dunkeln konnte man eine kräftige Frucht entdecken. Für eine lange und anstrengende Suche wurde der Weinliebhaber aber dann mit intensiven Aromen nach Tabak und Leder belohnt. Erinnerungen an das Einkochen von Waldfrüchten kamen auf: Im Gaumen viel Druck, leicht bitter, im Abgang etwas bremsend. Werden diese Tannine jemals weich und schmeichelnd?

1997 war wohl der Hauptdarsteller dieses Tages. Welch ein Wein! Schon die Nase betörte den Verkoster. Alles was Nebbiolo geben kann, kam hier reichlich aus dem Glas. Ich bin mir nicht sicher, ob immer ein Vergleich an die so geliebte burgundische Nase herhalten muss. War hier nicht noch mehr zu entdecken als in einem Pinot Noir bester Güte? Im Gaumen Erinnerungen an die Jugend, saftig, elegant und eine wunderschöne komplexe Frucht, die einen nach mehr und noch mehr suchen lässt. Man wurde immer wieder fündig. Im Finale dann, ganz in der Tiefe des Gaumens zeigte dieser Wein, so wie seine Farbe ein paar graue Haare, die ihm aber so gut standen, dass man sich immer wieder gerne damit auseinandersetzte.

 

Kompliment und Dank an eine ganz besondere und einzigartige Winzerfamilie!

 

 

 

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